In Erfurt wird die Rückkehr des jüdischen Hochzeitsringes mit einem Aktionstag gefeiert.
Eng mit der VIA REGIA verbunden ist die Geschichte der Erfurter Juden im Mittelalter. Bis zu ihrer endgültigen Vertreibung im Jahre 1453 lebten viele von ihnen vom Fernhandel. Das jüdische Viertel befand sich im Stadtzentrum in unmittelbarer Nähe zur VIA REGIA. Hier stand bis zum Pogrom von 1349 auch ihre repräsentative Synagoge, die anschließend umgenutzt wurde und dadurch die Jahrhunderte ohne wesentliche Zerstörungen überstanden hat. Diese Alte Synagoge ist mit ihren ältesten Bauteilen aus dem 11. Jahrhundert die älteste, bis zum Dach erhaltene Synagoge in Mitteleuropa. Sie beherbergt heute ein Museum mit außergewöhnlichen mittelalterlichen Sachzeugnissen jüdischer Kultur in Erfurt, die zusammen mit der Dokumentation der Baugeschichte der Synagoge ausgestellt werden.
Im Keller ist der sogenannte Erfurter Schatz zu sehen, der höchstwahrscheinlich während des Pogroms von 1349 vergraben wurde - ein in Umfang und Zusammensetzung einmaliger Fund. Er wurde 1998 nach archäologischen Untersuchungen in unmittelbarer Nachbarschaft der Synagoge auf dem Grundstück in der Michaelisstraße entdeckt. Dort war er unter der Mauer eines Kellerzugangs eingegraben.
Das herausragende Stück bildet ein goldener jüdischer Hochzeitsring aus dem frühen 14. Jahrhundert. Dieser war nun eines der Highlights in der hochkarätigen Ausstellung "Jerusalem 1000 – 1400: Every People Under Heaven", die in New York in den vergangenen Wochen gezeigt wurde. Mehr als 200 Kunstwerke aus der ganzen Welt dokumentierten die Schlüsselrolle der Heiligen Stadt in der Entwicklung der Kunst des europäischen Mittelalters vom Jahr 1000 bis zum Jahr 1400. Der Hochzeitsring war ein besonderes Stück der Ausstellung, da seine fein gearbeitete gotische Architekturdarstellung als der im Jahre 70 n. Chr. von den Römern zerstörte Tempel in Jerusalem gedeutet werden kann.
Heute wird im Museum Alte Synagoge die Rückkehr des Ringes nach Erfurt mit einem Aktionstag gefeiert. Ab 14 Uhr erwarten die Besucher Kurzführungen rund um den Hochzeitsring. Es gibt Informationen über den Stand der Erfurter Bewerbung mit dem jüdisch-mittelalterlichen Erbe als UNESCO-Welterbe. Der Eintritt in die Alte Synagoge ist ab 14 Uhr frei.