Europäisches Kulturerbejahr 2018:
„Wenn der Denkmalschutz die Welt retten soll“
Jetzt scheinen die Vorbereitungen zum Europäischen Kulturerbejahr 2018 doch noch Fahrt aufzunehmen.
Der Journalist und Architekturkritiker Dankwart Guratzsch hat in der Zeitung „Die Welt“ bereits 2015 einen Artikel veröffentlicht, der die Erfolgsaussichten des Projektes schon damals in Frage gestellt hat.
Darin heißt es u.a.: „Während Europa an sich selbst verzweifelt, planen Experten ein gemeinsames Kulturerbejahr 2018. Das Konzept dafür ist allerdings mit so vielen guten Absichten belegt, dass es fast scheitern muss. […] In einer mit Spitzenfunktionären des Kontinents über die EU-Grenzen hinaus beschickten Auftaktkonferenz in Berlin wurde das Konzept [...] erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt – aber keiner hörte hin; der Ruf aus Berlin wurde übertönt von der Detonation der Bomben in Paris.
Dabei wurde hier so etwas wie ein Gegenprogramm formuliert: […] Ein Projekt, das […] die ‚gemeinsamen Wurzeln Europas anschaulich machen‘ und ‚Geschichte und Gegenwart mit den Zukunftsfragen des Kontinents verknüpfen‘ soll. […] Dabei trauen die Autoren dem Kulturerbe zu, eine ‚große Rolle als mittelbarer und unmittelbarer Faktor für wirtschaftliche Entwicklung, für Arbeitsplätze und vor allem auch für den gesellschaftlichen und sozialen Zusammenhalt‘ übernehmen zu können. Selbst auf ‚die fortschreitende Digitalisierung, den Wettbewerb um Innovationen und (Fach-) Fähigkeiten, die Endlichkeit von Ressourcen, die Auswirkungen des Klimawandels oder etwa das Altern der Gesellschaft‘ solle das Kulturerbejahr ausstrahlen, also nichts Geringeres als eine Reform Europas an Haupt und Gliedern bewirken. […]
Tatsächlich geht es in den Regionen Europas ja um etwas ganz anderes: die Pflege, Erhaltung und Stärkung von Identität. Das Überleben der vielen charakteristischen, typischen, scharf abgegrenzten kulturellen Profile und Traditionen ist unter dem Druck der Globalisierung massiv bedroht. Es kann nicht durch Relativierung, ‚Fortschritt‘ oder kräftiges Umrühren, sondern nur durch unmittelbare Zuwendung gefördert und gesichert werden. […] Europa, seine Länder und Völker, haben keine Belehrung, sondern Unterstützung nötig. Dann macht ein Kulturerbejahr Sinn.
Inzwischen hat die Europäische Kommission in der GD für Bildung und Kultur ein Team gebildet, das sich auf europäischer Ebene mit dem Europäischen Kulturerbejahr 2018 beschäftigt. Diese Arbeitsgruppe bietet der Öffentlichkeit aktuelle Informationen zur Weiterentwicklung des Kulturerbejahres an auf ihrer Webseite.
über eine Anmeldung in ihrem Newsletter und auf @CreativeEuropeEU
zur Ausschreibung im Creative Europe Programm für die Finanzierung von Projekten zum Kulturerbejahr (im 2. Halbjahr 2017)
Die offizielle Eröffnung des Jahres findet während des Europäischen Kulturforums 2017 am 7. und 8. Dezember in Mailand statt. Mehr Informationen, insbesondere zur Anmeldung werden im September veröffentlicht. Informationen dazu hier
Auf nationaler Ebene wird das Europäische Jahr des Kulturerbes durch Koordinatoren umgesetzt. Die Liste gibt es in unsere Biboliothek.
(Foto: Prof. Dr. Martina Münch, MdL, Kulturministerin des Landes Brandenburg stellte am 20. März 2017 das Jahr des kulturellen Erbes 2018 vor © Wolfgang Karl Göhner)
zum Artikel in „Die Welt“