Denkmal für polnische Nazi-Opfer in der Ukraine gesprengt.
Polnische und ukrainische Medien berichten über die Sprengung eines in der Ukraine errichteten polnischen Denkmals für die Opfer des Massakers von Huta Pieniacka im Jahre 1944. Die Ruinen wurden mit den ukrainischen Nationalfarben und Nazi-Symbolen beschmiert. Die unbekannten Täter sind bis heute nicht gefasst. Ukrainische Politiker sprechen von einer „False Flag“-Aktion. Der ukrainische Botschafter in Polen verurteilte die Tat.
Der Vorfall macht einen bis heute nicht gelösten Konflikt zwischen Polen und der Ukraine deutlich. Es geht um die „Entpolonisierung“, d.h. um die Ermordung und Vertreibung der polnischen Bevölkerung aus Wolhynien und Ostgalizien, die im März 1943 begann und an der ukrainische Nationalisten zumindest maßgeblich beteiligt waren, um in einem Nachkriegseuropa die Gründung eines unabhängigen ukrainischen Staates ohne polnische Ansprüche zu ermöglichen. Gegenseitige Schuldzuweisungen belasten bis heute die Atmosphäre. In Polen häufen sich in letzter Zeit antiukrainische Ausschreitungen. Im Gegenzug zeigt sich ein Teil der radikalisierten Ukrainer seinerseits „nicht gleichgültig“ gegenüber polnischen Denkmälern im Land.
Im April 2010 wurde im „Ukrainischen Haus“ in Kiew die Fotoausstellung „Das Wolhynienmassaker: polnische und jüdische Opfer der OUN-UPA“ eröffnet. Die Veranstaltung endete in einer Massenschlägerei zwischen Befürwortern und Gegnern der Ausstellung, in deren Ergebnis Milizionäre 15 Personen festnahmen. Im Juli 2016 wurde im polnischen Parlament eine Resolution verabschiedet, welche die Verbrechen an der polnischen Bevölkerung in der heute ukrainischen Region Wolhynien als Völkermord anerkennt. Es macht dafür vor allem die Ukrainische Aufstandsarmee UPA verantwortlich. Am 11. November 2016 wurde in Polen während eines Marsches zum Unabhängigkeitstag eine ukrainische Flagge verbrannt. Die Sprengung des Denkmals in Huta Pieniacka ist die vorerst letzte derartige Aktion. Dadurch drohen die Bemühungen beider Länder um eine wissenschaftliche Aufarbeitung der Phase von 1939 bis 1947 überdeckt zu werden. 2015 gründeten die staatlichen Institute für Nationales Gedenken in Polen und in der Ukraine eine gemeinsame Historikerkommission. Der Kommission gehören je sechs Historiker beider Institute an, die sich im halbjährigen Wechsel jeweils in der Ukraine und in Polen treffen. Erst nach dem Zerfall der Sowjetunion und der Befreiung der Geschichtswissenschaft von einer Parteizensur kam es in beiden Ländern zu einem Versuch der Aufarbeitung dieses Kapitels der gemeinsamen Geschichte Er ist noch lange nicht abgeschlossen.
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