Weit über die Grenzen Thüringens und Deutschlands hinaus haben sich die DomStufen-Festspiele einen klangvollen Namen gemacht. Jahr für Jahr veranstaltet das Theater Erfurt dieses sommerliche Open-Air-Spektakel vor der atemberaubenden Kulisse des Mariendoms und lässt die 70 Stufen des Dombergs zur Opern- oder Musicalbühne werden. Seit 1994 haben mehrere Hunderttausend Besucher Klassiker der Opernliteratur und Aufführungen von Werken zeitgenössischer Komponisten gesehen.
Zum Jubiläum steht mit Georges Bizets „Carmen“ ein Publikumsliebling schlechthin auf dem Programm. Die Inszenierung von Generalintendant Guy Montavon will dafür einen besonderen konzeptionellen Ansatz finden: „Die Liebe ist ein Zigeunerkind, sie hat niemals ein Gesetz gekannt...“, singt Carmen stolz, selbstbewusst und frei – und dabei doch zur Außenseiterin stilisiert. Das „fahrende Leben“ weckt zwar idyllische Bilder, aber in der Realität war es stets ein Kampf um Anerkennung in einer feindselig gesinnten Umwelt. So zeigt diese „Carmen“-Inszenierung den Kampf um Freiheit und die bewundernswerte Selbstbehauptung einer an den Rand gedrängten, auf die Müllhalde der Gesellschaft abgeschobenen Frau und geht damit über die klischeehafte Zigeunerromantik und Spanienfolklore weit hinaus.
Ausstatter Hank Irwin Kittel hat einen Berg von Schrottautos vor den Stufen des Erfurter Doms geplant.
(Abb.: Bühnenbild-Entwurf für „Carmen“ am Erfurter Dom. Foto: Lutz Edelhoff)