Museum Weißenfels zeigt ab 29. November Sonderausstellung zur Burg Weißenfels. Wo heute Schloss Neu-Augustusburg hoch über der Saalestadt thront, stand einst die Burg Weißenfels. Nach ihrer Zerstörung im Dreißigjährigen Krieg geriet sie in Vergessenheit – vollkommen zu Unrecht! Das Museum Weißenfels zeigt deshalb in der Sonderausstellung „demolirt – Untergang und Wiederentdeckung der Burg Weißenfels“ vom 28. November 2018 bis 28. April 2019 erstmals die Umstände, unter denen die traditionsreiche Burg unterging. Im Vorfeld der Vernissage durften die Mitglieder des Fördervereins Museum Weißenfels e.V. am 15. November 2018 schon einmal einen Blick auf die Ausstellung werfen.
Die Sonderausstellung „demolirt“ wurde vom Weißenfelser Museum konzipiert. Museumsleiter Aiko Wulff erzählte den Vereinsmitgliedern, dass sich die Recherchen und die Vorbereitungen für die Schau mühevoll gestalteten, denn die Mitarbeiter fanden kaum historisches Material über die Burg Weißenfels. „Es gibt so gut wie keine archäologischen Funde, weil nach der Zerstörung der Burg das Schloss Neu-Augustusburg an selber Stelle errichtet wurde“, sagte Aiko Wulff. Mithilfe eines interdisziplinären Teams aus einem Historiker, einer künstlerisch tätigen Architektin und einem Informatiker nahm die ehemalige Burg in den Köpfen der Beteiligten dann aber doch immer mehr Gestalt an.
Eines der wichtigsten Dokumente für die Vorbereitungen war eine Zeichnung der Burg Weißenfels von Wilhelm Dilich aus dem Jahr 1628. Es ist das einzige bis heute erhaltene Bildnis der Burg, dessen Schöpfer das Bauwerk einst mit eigenen Augen gesehen hat. Künstlerin Viktoria Scholz fertigte auf Grundlage dieser Arbeit ein dreidimensionales Modell der Burg aus Ton an. „Dabei stellten wir fest, dass die Perspektiven überhaupt nicht stimmen. Bei genauem Hinsehen hatte Wilhelm Dilich nämlich eine Art Panorama gezeichnet, also Front- und Seitenansichten in einer zweidimensionalen Zeichnung verwoben. Ein sehr außergewöhnliches Werk für diese Zeit und für uns eine echte Herausforderung“, sagte Aiko Wulff. Programmierer Alim Feyzulayev übertrug die Modelle in den Computer. Das Ergebnis: eine animierte, digitale Nachbildung der Burg Weißenfels.
In der Ausstellung wird zudem eine grüne Ofenkachel aus dem 16. Jahrhundert zu sehen sein, die eine Fürstenabbildung zeigt. Sie ist das einzige original erhaltene Teil aus der Inneneinrichtung der Burg. Einen ersten Einblick in das Leben auf der Burg Weißenfels konnte das Museumsteam dank einer Inventarliste gewinnen, die sie bei ihren Recherchen entdeckten und die ebenfalls Bestandteil der Sonderschau sein wird. Zu sehen ist unter anderem auch ein großer Wappenstein aus Zeitz. Die dortige Burg wurde im Dreißigjährigen Krieg fast zur selben Zeit wie die Burg in Weißenfels zerstört.
Die gesamte Region des Burgenlandkreises war eines der damaligen Hauptkampfgebiete. In den Weißenfelser Stadtakten findet sich ein Hinweis darauf, dass schwedische Truppen im Jahr 1644 die Burg „demolirt“, also zerstört, haben. Die gleichnamige Ausstellung zeigt das Museum Weißenfels anlässlich des 400. Jahrestages des Dreißigjährigen Krieges, der 1618 nach dem Prager Fenstersturz ausbrach.
Ofenkachel aus der Burg Weißenfels, welche eine für das 16. Jahrhundert typische Fürstenabbildung zeigt.
Fotografin: Katharina Vokoun