Neuerungen im Kulturstraßenprogramm des Europarates
Seit 2010 gibt es erhebliche Veränderungen im Kulturstraßenprogramm des Europarates, die deutlich mehr Akteure in seine Weiterentwicklung einbeziehen. Dazu gehören
- eine wissenschaftliche Analyse der bestehenden Straßen,
die gemeinsam von Europäischer Kommission und Europarat durchgeführt wurde,
- die Einbeziehung der Nationen in ein Erweitertes Teilabkommen über die Kulturstraßen,
- eine neue Resolution über die Kulturstraßen des Europarates und
- personelle Veränderungen bei den verantwortlichen Betreuern.
Erweitertes Teilabkommen (Enlarged Partial Agreement [EPA]) zu den Kulturstraßen des Europarates
Das Kulturstraßenprogramm wurde 1987 vom Europarat initiiert, um durchmittels Reisen durch Zeit und Raum sichtbar zu machen, dass das Erbe der verschiedenen Nationen und Kulturen Teil eines gemeinsamen europäischen Kulturerbes ist. Dabei verwirklichen die Kulturstraßen die zugrunde liegenden Prinzipien des Europarates: Menschenrechte, kulturelle Demokratie, kulturelle Vielfalt und Identität, Dialog, gegenseitigen Austausch über Grenzen und Jahrhunderte.
Aufgrund der besonderen Bedeutung des Kulturtourismus für Europa und mit dem Ziel, die Kapazität und Wirkung dieses Prädikats der Kulturstraßen zu erhöhen, hat der Europarat im Dezember 2010 beschlossen, das Projekt "Europäische Kulturstraßen" in ein Teilabkommen (Enlarged Partial Agreement [EPA]) zu überführen.
Damit übernehmen neben dem Europarat auch die beteiligten inner- und außereuropäischen Nationalstaaten Verantwortung für das Kulturstraßenprogramm. Österreich, Aserbaidjan, Bulgarien, Zypern, Frankreich, Griechenland, Italien, Luxemburg, Montenegro, Norwegen, Portugal, Russland, Slowenien und Spanien sind Gründungsmitglieder des Teilabkommens – Deutschland steht noch in Verhandlungen.
Das Lenkungsgremium des EPA übernimmt nunmehr die Auswahl und Auszeichnung neuer Projekte als Kulturstraße des Europarates und führt die regelmäßigen Evaluierungen der bereits ausgezeichneten 29 Straßen in Bezug auf die Erfüllung der Regeln der Kulturstraßenresolution des Ministerkomitees durch.
Statut des Erweiterten Teilabkommens (Enlarged Partial Agreement [EPA])
http://conventions.coe.int/
neue Resolution über die Kulturstraßen des Europarates
Das Erweiterte Teilabkommen über die Kulturstraßen des Europarates hat im Dezember 2010 auch Eingang in die Grundlagendokumente über das Programm gefunden. Dadurch hat das Ministerkomitee des Europarates eine neue Kulturstraßenresolution CM/Res(2010)53 eingeführt, die die vorhergehende ersetzt, damit das hier eingebettete Teilabkommen eine engere Zusammenarbeit zwischen den Nationen zur Weiterentwicklung der Kulturstraßen ermöglichen kann.
Kulturstraßenresolution CM/Res(2010)53
https://wcd.coe.int
Studie "Einflüsse der Europäischen Kulturstraßen auf Innovation, Wettbewerbsfähigkeit und Vernetzung von KMU"
Die Studie, die seit September 2010 von Europäischer Kommission und Europarat gemeinsam durchgeführt wurde, analysiert als Kernthemen das Potential der Kulturstraßen des Europarates - so auch der VIA REGIA - für die Entwicklung von nachhaltigem Tourismus in Europa, für die Stärkung von europäischer Identität, für die Sichtbarmachung des europäischen Kulturerbes und die Beförderung von interkulturellem Dialog und gegenseitigem Verständnis.
Ihre Ergebnisse und Empfehlungen bilden nun die Grundlage für den Aktionsplan des Erweiterten Teilabkommens. Dabei erfolgt eine Konzentration auf folgende Aktionsfelder:
1. Capacity-building
2. Netzwerksteuerung
3. Leistungsanalysen
4. Markenaufbau und Marketing
5. Zusammenarbeit mit den Hauptzielgruppen
Seit 1. November 2011 ist Luca Brusci der neue Verantwortliche für die Entwicklung geeigneter Einzelprojekte, um auf diesen Gebieten Fortschritte zu erzielen. Er hat seinen Sitz im Kulturstraßeninstitut in Luxembourg.
Die Ergebnisse sind in englischer Sprache als pdf veröffentlicht.
http://www.coe.int
Neue Direktorin im Europäischen Institut der Kulturstraßen in Luxembourg
Das Europäische Institut der Kulturstraßen (IEIC) wurde 1997 eingerichtet, um allen Trägern und Begleitern der 29 anerkannten Kulturstraßen des Europarates wissenschaftliche und technische Expertise anzubieten, damit die Wege den Kriterien des Europarates entsprechen können.
Das IEIC hat seinen Sitz im "Centre Culturel de Rencontre, Abbaye de Neumünster", einem internationalen Kulturzentrum, in dem sich auch die spezialisierte Bibliothek über Kulturstraßen befindet.
Seit 1. Dezember 2011 ist Penelope Denu die neue Direktorin des Kulturstraßeninstituts und löst damit den verdienstvollen langjährigen Direktor Michel Thomas-Penette ab, der aus Altersgründen in den Ruhestand getreten ist.
Rede von Guy Dockendorf
Webseite des Europäischen Instituts der Kulturstraßen