Bedeutendes VIA REGIA-Bauwerk
in Erfurt wird saniert


Rechtzeitig zu den Europäischen Tagen des Denkmals 2016, die heute eröffnet werden, sind die Baugerüste von einem Gebäude gefallen, das für den Handel an der VIA REGIA jahrhundertelang von großer Bedeutung war: In der Erfurter Michaelisstraße steht die „Große Alte Waage“. Das ehemals jüdische Wohnhaus wurde seit 1469 als Stapelspeicher und Wohnhaus des Waagemeisters genutzt.

Erfurt besaß das Niederlags- oder Stapelrecht, nach dem jeder fremde Fuhrmann, der das Gebiet der Stadt berührte, verpflichtet war, seine Ware sofort „bei Sonnenschein" (d. h. bei Tage) vor die Stadtwaage zu führen, dort wiegen zu lassen und auf eine bestimmte Anzahl von Tagen den Kaufleuten und Bürgern das Vorkaufsrecht zu gewähren. Was nicht verkauft wurde, durfte der Händler weiterführen, bis die nächste Stadt mit Niederlagsrecht ein mehrtägiges „Halt!“ gebot.

Der Waagemeister hatte das „Verrechten“ und „Zuwiegen“ zu beaufsichtigen; über die abgefertigten Waren stellte er dann einen „gestampften Zeul“ aus, der Nachweise über Benennung der Ware, Art der Verpackung und das Datum der Abfertigung enthielt. Ohne diese Bescheinigung wurde kein Fuhrmann aus den Toren gelassen.

Die Erfurter „Große Alte Waage“ führte seit der Wende ein Schattendasein. Und wenn auch der Innenausbau noch nicht vollendet ist, reiht sich das Haus jetzt wieder in die Reihe der schmucken Bauwerke ein, welche die Michaelisstraße zur „steinernen Chronik Erfurts“ machen. Im Haus „Zum Schwarzen Horn“ befand sich im 16. Jahrhundert eine der berühmten Buchdruckereien, in der das Rechenbuch von Adam Ries und zahlreiche Flugschriften Luthers gedruckt wurden. Das Haus „Zum Güldenen Krönbacken“ wurde um 1550 erbaut und das stattliche Bürgerhaus Haus „Zur Großen Arche Noä“ um 1565. Gegenüber der Michaeliskirche wurde das im Zweiten Weltkrieg zerstörte Collegium maius, das Hauptgebäude der Alten Universität, wieder aufgebaut...