Konferenz „Europe without barriers“
in Lucignano, Italien


Am 21. und 22. März fandet in Lucignano, Italien die Konferenz „Europe without barriers“ statt, bei der sich europäische Projekte zum barrierefreien Reisen, Betroffenenverbände, die Europäische Kommission, politische Entscheidungsträger, eine Gruppe Blogger, die UNWTO und ENAT über den Status Quo und Weiterentwicklungen im Bereich „Tourismus für Alle“ austauschen. Auch das Projekt „Reisen für Alle: VIA REGIA – eine Zeitreise durch deutsche Kultur und Geschichte“ ist dabei. Konsens besteht darüber, dass eines der Hauptprobleme die fehlenden Informationen zur Zugänglichkeit sind. Es ist „unzumutbar, dass man 7 Anrufe tätigen muss, um sicher zu sein, dass ein Hotelzimmer tatsächlich auf die eigenen Bedürfnisse passt“ hebt Roberta Amadeo (Präsidentin AISM) hervor. Überraschend für uns war, dass nur 6 Prozent der Touristen mit besonderen Zugangsbedürfnissen im Rollstuhl sitzen. Wir sind noch mehr überzeugt, dass der VIA REGIA Projektansatz, Einrichtungen nicht nach „zugänglich“ oder „nicht zugänglich“ einzuteilen, sondern vielmehr alle Informationen in einem System zu publizieren, die die tatsächlich vorhandenen Barrieren und mögliche Lösungen abbilden, richtig ist.


Die Eröffnungsstatements halten die Bürgermeisterin der Stadt Roberta Casini, die Vize-Präsidentin des Rates der Toskana Lucia De Robertis und die Vorsitzende des rates zur Entwicklung von zugänglichem Tourismus im Ministerrat Flavia Maria Coccia.
Eines der hier benannten Probleme zieht auf die isolierte Entwicklung von Zugänglichkeit für Touristen ohne die Einwohner mitzudenken. Wenn man andersherum herangeht und eine zugängliche Stadt für die Bewohner schafft, ist sie auch für Touristen zugänglich. Dieses Vorgehen ist nachhaltiger als nur mit touristischer Infrastruktur zu arbeiten.

Besonders herausfordernd ist die Frage der Zugänglichkeit in historischen Altstädten.

Eines ihrer Charakteristiken ist das historische Pflaster, sind historische Gebäude, die durch ihren Flair und ihre Attraktivität in den letzten Jahren fast überall in Europa für gastronomische und Übernachtungsstätten ausgebaut wurden und nur selten (auch aufgrund des Denkmalschutzes) voll zugänglich sind.
Auch für die Konferenzteilnehmer war der Weg zum Mittagessen eine Herausforderung – insbesondere wenn noch innerstädtischer Verkehr dazu kam.
Am Nachmittag übernahmen Dimitros Buhalis, Professor für Tourismus an der Bournemouth Universität, Ivor Ambrose, Direktor des Europäischen Netzwerks für zugänglichen Tourismus (ENAT) und Igor Stefanovic, Programm für ethische und soziale Verantwortung im Tourismus bei der UNWTO das Podium. Hier wurde die Zugänglichkeit mit konkreten Zahlen unterlegt. Nur 9 Prozent der europäischen Tourismusangebote sind zugänglich – und das nur teilweise und für einige Bedürfnisse. Nur 6 Prozent der Eigenpräsentationen touristischer Einrichtungen beinhalten überhaupt Informationen zur Zugänglichkeit – hier ist noch viel Arbeit zu leisten.

Der Tagungsort Teatro Rosini ist innerhalb des alten stadtrings gelegen.


Nach 20 (nachgezählt!) Präsentationen am ersten Tag, haben wir noch das städtische Museum besucht und hatten erstmals die Möglichkeit, etwas der wunderschönen toskanischen Kleinstadt zu sehen.


An unsere Gruppe hat man gut sehen können, wie unterschiedlich die besonderen Zugangsbedürfnisse sein können. Einige benötigen Rampen und Hebebühnen …

… andere springen auch mit Krücken die Treppen nach oben.

Lucignano bei Nacht

Beim gemeinsamen Abendessen habe wir dann auch italienische Spezialitäten ausprobiert, wie hier Cantucci e Vin Santo. — mit Karline Fischer.


Und nach über 17 Stunden auf den Beinen und voller neuer Informationen und Impressionen sind die Teilnehmer dann ziemlich schnell in ihren Zimmern verschwunden.