Neues Ausstellungsgebäude für die Gustav-Adolf-Gedenkstätte in Lützen
Am 16. November 1632 trafen östlich von Lützen zwei gewaltige Heere aufeinander, befehligt von den beiden berühmtesten Feldherren des Dreißigjährigen Krieges (1618-1648): Gustav Adolf führte die Truppen der protestantischen Union gegen Graf Albrecht von Wallenstein und dessen kaiserlich-katholische Liga.
Etwa 40.000 Mann kämpften in der sechs Stunden währenden Schlacht. Mit 6.500 Gefallenen ging sie als verlustreichstes Gefecht des ersten großen europäischen Krieges in die Geschichte ein. Auch der Schwedenkönig Gustav Adolf fand hier den Tod. Ihm zu Ehren wurde an der Stelle seines Todes eine Gedenkstätte errichtet, die jährlich tausende Besucher anzieht.
Doch was geschah mit den vielen anderen Opfern ohne Rang und Namen? Seit 2006 erforschte ein internationales Team das ehemalige Schlachtfeld bei Lützen. Mit Metallsonden ausgerüstet, förderten sie auf einer Fläche von etwa 100 Hektar rund 3.500 Fundstücke ans Licht, die auf die Kämpfe verweisen: Knöpfe und Beschläge von Rüstungen, Gewehrkugeln und vieles mehr.
Im August 2011 machten die Archäologen eine sensationelle Entdeckung. Anhand historischer Quellen aus dem 17. und 18. Jahrhundert stießen sie auf ein Massengrab. Dutzende Tote sind darin eng beieinander liegend in mehreren Schichten bestattet. In den zwölf Monaten der Bergung kamen die Forscher u.a. zu dem Schluss, dass die 47 Opfer im Nahkampf gefallen sind. Darauf weisen ihre Verwundungen durch kleinere Schusswaffen, Pistolen oder Karabiner, hin. Möglich, dass sie in einem Gefecht zwischen Reitern und Fußtruppen starben.
Dabei stellten die Wissenschaftler auch fest, dass die Toten ohne Kleidung, Waffen und persönliche Gegenstände bestattet wurden. Die Archäologen gehen davon aus, dass sie vor der Beerdigung noch ihrer Habseligkeiten beraubt worden sind. Vielleicht durch Plünderer aus dem nahen Lützen. Damit fehlen wichtige Spuren. Mit modernen wissenschaftlichen Methoden sollen jedoch Alter, Verwundung und Todesursache der Opfer ermittelt werden, um die Geschichte dieser Menschen zu erzählen, von ihrer Geburt bis hin zu ihrem gewaltsamen Tod.
Der Sensationsfund „Massengrab von 1632“ und die Ergebnisse der wissenschaftlichen Untersuchungen im Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie in Halle sollen nun im Neubau eines Ausstellungsgebäudes in der Gustav-Adolf-Gedenkstätte in Lützen präsentiert werden. Entsprechende Beschlüsse des Stadtrates liegen vor. Die Bewerbungsfrist für das Teilnahmeantragsverfahren ist am 6. März 2017 ausgelaufen.
Nun folgen die nächsten Schritte, damit sich Lützen weiter entwickelt als besonders geschichtsträchtiger Ort an der VIA REGIA, der Besucher aus aller Welt anzieht.
(Foto: Die 47 Skelette von Soldaten , die sich in dem Massengrab von 1632 befanden, wurden in Halle untersucht. © Peter Lisker – Quelle: mz-web.de ©2017)