Budjonny-Denkmal an der VIA REGIA demontiert
Der ukrainische Präsident Petro Poroschenko hat am 15. Mai 2015 Gesetze in Kraft gesetzt, die laut Nachrichtendienst „Ukrinform“ die Herrschaft der „kommunistischen und nationalsozialistischen Regimes in der Ukraine verurteilen“ und die Verbreitung ihrer Symbole unter Strafe stellen.
Laut dem Gesetz "Über die Verurteilung des kommunistischen und des nationalsozialistischen Regimes in der Ukraine und über das Verbot der Propaganda ihrer Symbole", das häufig mit dem Schlagwort "Dekommunisierung" versehen wird, müssen u.a. Leninstatuen oder andere Monumente aus der Sowjetzeit abgebaut werden und entsprechend Straßen, Plätze wie auch Firmen, die Namen mit Bezug auf die Sowjetunion tragen, umbenannt werden. Dass dies weiteren Zündstoff für Spannungen im Land liefern wird, ist unverkennbar.
Die private Webseite „Ukraine-Nachrichten.de“, die deutsche Übersetzungen von Nachrichten und Agenturmeldungen aus der Ukraine veröffentlicht, hat eine Userumfrage gestartet, in der sich 23% der Stimmen für ein Verbot sowjetischer Symbolik aussprechen, 72% sind dagegen, 4% haben mit „weiß nicht“ geantwortet (Stand vom 22.05.).
Bereits seit mehreren Wochen wird – wie im VIA REGIA-Facebookauftritt am 24. April bereits mitgeteilt – das Budjonny-Denkmal an der VIA REGIA (E40/ M06) zwischen Brody und Olesko demontiert. Obwohl die Reiterarmee zahlreichen zeitgenössischen Berichten zufolge wohl eher als eine plündernde, mordende Horde mit antisemitischen und teilweise sogar antibolschewistischen Tendenzen zu betrachten ist, wurde General Budjonny auch nach seiner Niederlage während des polnisch-bolschewistischen Krieges im Oktober 1920 vor Lviv zu einem glorreichen Helden der Roten Armee verklärt. Zu den eindrucksvollsten Skulpturen, welche die Rote Reiterarmee idealisieren und verherrlichen, gehört das Budjonny-Denkmal an der E40.
Die Ukraine ist Mitglied im Europarat. Dieser hat 2005 in seiner „Rahmenkonvention über den Wert des Kulturerbes für die Gesellschaft“ in Artikel 5 (Gesetze und Politik zum Kulturerbe) formuliert: „Die Vertragsparteien verpflichten sich zur Anerkennung des Wertes des Kulturerbes, das sich auf den Gebieten unter der Rechtsprechung [der jeweiligen Vertragspartei] befindet, und zwar unabhängig von seinem Ursprung.“
Das Denkmal verkörpert nicht nur sowjetische Propaganda. Es ist auch ein Kunstwerk, das zweifellos zum kulturellen Erbe der Ukraine zählt. Es wird interessant sein, wie die Ukraine zukünftig mit diesen Widersprüchen umgeht..
Weitere Informationen und Links aus unserer Datenbank