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Blick von Zgorzelec nach Görlitz
Die Treppe ins Görlitzer Rathaus aus dem Jahre 1537 gilt als Meisterwerk der Frührenaissance. Die geschwungene Treppe führt hinauf zum
Portal des Gerichtsflügels und der zur selben Zeit entstandenen Verkündungskanzel
In Görlitz steht eine Kursächsische Postsäule aus dem Jahre 1725 jenseits der Neiße im polnischen Zgorzelec.
Über den Untermarkt führte die VIA REGIA in Görlitz zum Neißeufer und weiter in Richtung Osten.
Im Sommer 2009 organisiert das Musiktheater Oberlausitz/Niederschlesien das Projekt Hidden Places, ein Workshop- und
Ausstellungsprogramm für Kunststudenten und künstlerisch aktive junge Menschen aus den Städten entlang der Via Regia, die sich für Architektur,
urbane Kultur und historische Zusammenhänge interessieren, in Görlitz/ Zgorzelec statt.
Die Bezeichnung Hidden Places soll für Orte stehen, die eine subjektive Sicht junger Menschen auf europäische Geschichte, Architektur und
Urbanität repräsentieren. Leitmotiv des Projektes ist die alte Königsstraße Via Regia, eine historische Kommunikationsachse zwischen Ost und
West, von Kiew bis Santiago de Compostela. Sie steht im Projekt jedoch nicht für ausschließlich historische Reflektion, sondern wie das
Kulturstraßenprojekt für gegenwärtige Mobilität, Austausch, Inspiration und ist ein Sinnbild des sich vereinigenden Europas.
Bis 30. Juni 2009 läuft die Bewerbungsfrist für Interessenten – Stipendien zur Finanzierung der Workshopkosten stehen zur Verfügung.
Inhalt
1. Idee und Ziele
HIDDEN PLACES ist ein Workshopprogramm für Kunststudenten und künstlerisch aktive junge Menschen aus den Städten im Via-Regia-Wegenetz, die sich für Architektur, urbane Kultur und historische Zusammenhänge interessieren.
Die Bezeichnung HIDDEN PLACES soll dabei für Orte stehen, die ein Europa präsentieren, wie es nicht auf den Titelblättern von Katalogen, Reisemagazinen oder EU-Broschüren erscheint, sondern Orte, die versteckte, weniger bekannte kulturelle Schichtungen und Implikationen der europäischen Kultur, subjektive Sicht junger Menschen auf europäische Geschichte, Architektur und Urbanität repräsentieren.
Leitmotiv des Projektes ist die alte Königsstraße Via Regia, ein historischer Handelsweg und eine Kommunikationsachse zwischen Ost und West, von Kiew in der Ukraine bis Santiago de Compostela in Spanien. Sie steht für Mobilität, Austausch, Inspiration und ist ein Sinnbild des sich vereinigenden Europas. Ihre Bedeutung für die Konsolidierung Europas und Herauskristallisierung einer gemeinsamen europäischen Kultur wurde 2005, mit der Entscheidung des Europarates, die Via Regia als Hauptkulturstraße („Major Cultural Route“) auszuweisen, international anerkannt.
Ganz in diesem Sinne definiert sich die im Mittelpunkt des Projekts stehende deutschpolnische Stadt Görlitz-Zgorzelec als „Europastadt“, die ihr einstiges Aufblühen der zentralen Lage auf der Via Regia verdankt und heute durch ihr einzigartiges Baukunstwerk begeistert und inspiriert. Sie ist der Nukleus von HIDDEN PLACES.
Junge Europäer werden nach Görlitz-Zgorzelec als young-artists-in-residence eingeladen. Ihre Aufgabe ist es, sich künstlerisch mit vergessenen, neuen, noch unentdeckten Orten urbaner Kultur auseinander zu setzen, dabei nach gemeinsamen Symbolen und Topographien als verbindenden Elementen eines lebendigen, funktionierenden Dialogs zwischen den Kulturen zu suchen, diese künstlerisch in Foto- und Videoarbeiten zu verarbeiten und schließlich zu präsentieren.
Die so entstandene gemeinsame Ausstellung, begleitet durch einen Katalog, wird zunächst in Görlitz-Zgorzelec, anschließend im Laufe des Jahres 2010 als Wanderausstellung in den Herkunftsstädten aller Teilnehmer gezeigt. Das Projekt will somit den interkulturellen Dialog mittels Kunst fördern und dabei ein lebendiges Netzwerk zwischen den Projektpartnern auf der Via Regia entstehen lassen.
Das Projekt setzt sich zum Ziel,
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2. Durchführung
Ca. 15 Teilnehmer im Alter von 20-25 Jahren kommen aus den Städten entlang der Via
Regia für 16 Tage (vom 8. bis zum 23. August 2009) nach Görlitz-Zgorzelec als „young
artists in residence“. Bedingung für die Teilnahme sind ausgewiesene künstlerische
Aktivitäten und Interessen, wie auch Deutsch-/Englischkenntnisse auf einem kommunikativ
ausreichenden Niveau.
Das Bewerbungsformular finden Sie hier als Worddatei, sowie als PDF-Vorlage.
Die Teilnehmer lernen intensiv Görlitz-Zgorzelec kennen, teilweise selbständig, teilweise
werden sie auf ihren Entdeckungsreisen betreut von Tutoren, die ihnen auch als
künstlerische und organisatorische Betreuer zur Seite stehen. Einen laufenden Austausch
über die auf diese Art und Weise gesammelten Erfahrungen ermöglicht eine Projektlounge,
die permanent als Ort der Begegnung und künstlerischen Dialogs funktioniert und zugleich
eine der Öffentlichkeit zugängliche Arbeitsplattform im Sinne eines „offenen Ateliers“
darstellt.
Als Vorbereitung vor der Ankunft in Görlitz-Zgorzelec wählen die Teilnehmer einen HIDDEN
PLACE in ihrer Stadt, einen Ort, der ihnen subjektiv wichtig ist, den sie mittels Fotographie
und/oder Video festhalten und dann in Görlitz-Zgorzelec präsentieren. Während des
Aufenthaltes in Görlitz-Zgorzelec finden sie hier einen weiteren „verborgenen Ort“ und
arbeiten an einem korrespondierenden Kunstwerk. Diese Korrespondenz kann entweder
inhaltlicher oder formeller Natur sein. Hier werden der künstlerischen Freiheit keine
Einschränkungen gesetzt.
Der Aufenthalt in Görlitz-Zgorzelec endet mit der Präsentation der Arbeitsergebnisse der
Teilnehmer. Die Form der Präsentation wählen die jungen Künstler selbst, die Projektleitung
stellt ihnen nach Absprache materielle Ressourcen zur Verfügung.
Im Anschluss an die künstlerische Arbeit in Görlitz-Zgorzelec wird von der Projektleitung
gemeinsam mit den künstlerischen Leitern und Teilnehmern (die wieder in ihren Heimatorten
sind) ein Katalog zum Projekt und zum Endergebnis erarbeitet. Er begleitet die Ausstellung
auf ihrer einjährigen Wanderung entlang der Via Regia. Die Teilnehmer agieren dabei vor
Ort als „Ausstellungsmanager“ und werden in dieser Funktion von der Projektleitung in
Görlitz-Zgorzelec nach Möglichkeit unterstützt. Die letzte Station der Wanderausstellung ist
erneut Görlitz-Zgorzelec, wo sie folgend archiviert wird.
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3. Leitmotiv: Via Regia
Die Via Regia bezeichnet eine seit dem Mittelalter bestehende Straßenverbindung zwischen
Krakau und Frankfurt/Main. Ihre Anschlüsse führten im Osten über Lemberg bis nach Kiew,
im Westen ins Rheinland, nach Flandern, Frankreich und Spanien. Die Königsstraße
entfaltete zu ihrer Zeit einen universellen „Dialog der Horizonte“. Sie hatte die damals
unvorstellbare Länge von ca. 4.000 Kilometern und führte mit ihren Ausläufern von Santiago
de Compostela bis nach Kiew. Ihr verdankte das alte Görlitz seinen Reichtum, Europa als
Ganzes wichtiger Teile seiner Kultur, denn auf dieser Straße wanderten auch die
Wissenschaften und die Künste, mit den Waren kamen und gingen Handwerker und
Baumeister der Gotik und Renaissance, die arabischen und jüdischen Mathematiker,
spanischen Ärzte und die Mystiker, Musiker und Philosophen des Ostens. Die Via Regia
stiftete damit Europas kulturelle Identität, sie bedeutete eine „kulturelle Ahnung“ von Europa
lange vor dem politischen Begriff.
Beim Projekt HIDDEN PLACES geht es allerdings nicht um einen historischen Rückblick. In
dreifacher Hinsicht erweist sich die europäische Bedeutung des Themas auch heute als
aktuell. Erstens bedarf das politisch vereinigte Europa eines gemeinsamen ideellen Bandes,
eines „roten Fadens“ länderübergreifender und verbindender Erinnerungskultur, um sich
seiner gegenwärtigen Rolle in einer globalisierten Welt zu vergewissern. Die historische Via
Regia kann eines dieser identitätsstiftenden Bänder sein und neben der geographischen die
kulturelle Dimension Europas hervorheben. Zweitens liegt der Via Regia eine kontinentale
Friedensvision zugrunde – die Verständigung und Kooperation zum gegenseitigen Vorteil
anstelle gewaltsamer Konfrontation. Drittens ist, ähnlich wie vor Jahrhunderten den
Handelsleuten die Künstler folgten, die Mobilität der Kunstschaffenden auch heute ein
wichtiger Faktor, der die interkulturelle Kommunikation und Verständigung in einem
erheblichen Maße vorantreibt, denn es sind Menschen, die den Weg gehen, Individuen mit
ganz persönlichen Geschichten und Erfahrungen, die ausgetauscht werden können und
dadurch einen gesellschaftlichen Mehrwert generieren.
HIDDEN PLACES greift diesen Gedanken auf und fördert gezielt die Mobilität und interkulturelle
Kommunikation mittels der Künste. Damit reagiert das Projekt auf das viel diskutierte
Problem der Verspätung der kulturellen Verständigung im Vergleich mit der Globalisierung
im wirtschaftlichen Bereich. Die Diskrepanz resultiert aus dem historisch bedingten
Umstand, dass Menschen ihre Identität nach kulturellen, sprich stark nationalgeschichtlich
geprägten Kriterien definieren. Es bedarf also heutzutage neuer, künstlerischer Formen der
interkulturellen Begegnung in Europa; solange gegenwärtige Prozesse des interkulturellen
Dialogs nicht dem Tempo des wirtschaftlichen Globalisierungsprozesses entsprechen, droht
die europäische Integration in eine Schieflage zu geraten. Kulturelle Potenziale müssen
auch als politischer Faktor des europäischen Einigungsprozesses aktiviert werden. HIDDEN
PLACES will dazu einen Beitrag leisten.
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4. Projektort: Görlitz-Zgorzelec
Die deutsch-polnische Stadt Görlitz-Zgorzelec bezeichnet sich seit 1998 als „Europastadt“.
Nach der jahrzehntelangen politisch bedingten Trennung hat sich die Stadt zum Ziel gesetzt,
ein neues städtisches Selbstbewusstsein und eigenständiges Profil für die Doppelstadt zu
entwickeln. Diese Vision einer deutsch-polnischen Doppelstadt wird seitdem konsequent in
städteplanerischer wie auch kulturpolitischer Hinsicht verfolgt und umgesetzt.
Die Doppelstadt versteht sich zudem Teil der sich entwickelnden trinationalen Region im
Herzen Europas. Sie schafft Brücken und Übergänge im Städtedreieck Dresden - Prag –
Breslau. Visionen, Ideen und Handlungsmöglichkeiten in der Stadtentwicklung und im
Städtebau können hier wie in einem Labor studiert werden. Die klassischen Themen
europäischer Stadtentwicklung wie das Verhältnis von Geschichte und Modernität,
Rückbildung und Wachstum, Abriss und Neubau, Kernstadt und Stadtregion, Dichte und
Leere, Enge und Weite, sowie Grenzüberschreitungen sind auf engstem Raum sichtbar bzw.
erlebbar. Als Kulturstadt überwindet Görlitz-Zgorzelec nationale Grenzen und bietet
Möglichkeiten eines facettenreichen und gleichwertigen Diskurses zur Renaissance der
historischen Stadt in ihrem Verhältnis zur urbanen Stadt des 21. Jahrhunderts.
Damit verfügt die Stadt Görlitz-Zgorzelec über ein Potenzial, das als „Geist der Stadt“
bezeichnet werden könnte, ganz im Sinne des Historikers Karl Schlögel, der „Europas
Wiederkehr aus dem Geist der Städte“ sieht. Junge Menschen, Arbeitsmigranten, Pendler,
Studenten sind diejenigen, die die Spuren europäischer Geschichte aus der Zeit vor den
Nationalstaaten aufgreifen und die Verständigung vorantreiben. Görlitz-Zgorzelec bildet eine
Nahtstelle dieser neuen Zeit, in der wiederum die Verkehrsverbindungen und
Brückenbildungen eine ähnliche Funktion übernehmen wie die Via Regia im mittelalterlichen
Görlitz.
Nach einer „Kette von Katastrophen des 20. Jahrhunderts für die urbane Kultur“ (Schlögel)
wird (insbesondere dem mittleren und östlichen) Europa eine neue Blüte eröffnet, die von
den Städten ausgeht. Die Stadtentwicklung und der Städtebau spielen dabei eine ganz
entscheidende Rolle. Görlitz-Zgorzelec liegt an einer räumlichen, zeitlichen und funktionalen
Schwelle großer Veränderungen, auch in der Stadtentwicklung, und wird in den kommenden
Jahrzehnten einen Brückenkopf im zusammenwachsenden Europa bilden.
Diese innere Entwicklungsdynamik macht Görlitz-Zgorzelec zu einem optimalen Ort für
künstlerische Aktivitäten. Im Rahmen von HIDDEN PLACES werden die Beteiligten am Beispiel
dieser konkreten Stadt der (unterbrochenen) Kontinuität von Geschichte und Städtebau der
europäischen Stadttradition folgen. Aufgezeigt wird ihnen eine zukunftsorientierte
Lebensqualität und –perspektive, sowohl in der historischen Stadt (Görlitz) als auch in der
Stadt der Moderne (Zgorzelec).
Aber auch Görlitz-Zgorzelec und die Bürger der Doppelstadt werden von dem Projekt
profitieren. Dank der ästhetischen Reflexion der Stadt mit den Augen Anderer, können die
festgefahrenen Sichtweisen der hier lebenden Menschen verifiziert und um neue Aspekte
erweitert werden. Eine Wiederentdeckung der eigenen Stadt mittels Kunst dürfte ein
besonderes Erlebnis für die Stadtgesellschaft sein.
5. Projektverlauf
30. Juni 2009 | Bewerbungsfrist |
8.-23. Aug. 2009 |
Präsenzphase in Görlitz-Zgorzelec, abgeschlossen mit einer öffentlichen Präsentation, anschließend |
Aug.-Sept. 2009 | online Kooperation bei der Erarbeitung des Ausstellungskatalogs |
Okt.-Nov.2009 | Ausstellung in Görlitz |
Jan.-Dez. 2010 | Wanderausstellung |
Januar 2010 | Ukraine / Kiew |
Februar 2010 | Ukraine / Lviv (Lemberg) |
März 2010 | Polen / Lublin |
April 2010 | Polen / Kraków |
Mai 2010 | Polen / Wrocław |
Juni 2010 | Deutschland / Sachsen / Leipzig |
Juli 2010 | Deutschland / Thüringen / Erfurt |
August 2010 | Deutschland / Rheinland-Pfalz / Mainz |
September 2010 | Frankreich / Poitiers |
Oktober 2010 | Frankreich / Bordeaux |
November 2010 | Spanien / Burgos |
Dezember 2010 | Spanien / Santiago de Compostela |
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6. Stipendium
umfasst Reise-, Unterkunft-, Verpflegungs- sowie arbeitsbedingte Sachkosten
7. HIDDEN PLACES 2009 – Eckdaten des Projekts
Veranstalter: | Kultur2020 an der Musiktheater Oberlausitz/Niederschlesien GmbH |
Projektleitung: | Klaus Arauner, Intendant |
Organisation: | Agnieszka Mazur |
Projekttyp: |
Kunstprojekt mit Workshopprogramm „young artists in residence“, gefolgt von einer Wanderausstellung |
Genre: | Foto- und Videoarbeiten |
8. Kontakt
Tinko Fritsche-Treffkorn
Musiktheater Oberlausitz/Niederschlesien GmbH – Kultur2020
Demianiplatz 28
D-02826 Görlitz
Tel. / Fax: +49 (0) 3581 -474712 / -470589
Mail: T.Treffkorn@theater-goerlitz.de
Web: www.kultur2020.org (→ Projekte → Hidden Places)
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