Vom 27. bis 30. September 2007 wurden die Feierlichkeiten zum 20. Jahrestag des Kulturstraßenprogramms des Europarates mit einem europäischen Kolloquium und vielfältigen kulturell-künstlerischen Veranstaltungen in Le Puy en Velay in Frankreich eröffnet. Neben hochrangigen Vertretern europäischer Institutionen waren auch die Delegationen aller Kulturstraßen vertreten, um in Podium und Arbeitsgruppen die Bedeutung dieser kultureller Kooperationen für das Zusammenwachsen Europas zu diskutieren.

Am 23. Oktober 1987 wurde die „Santiago de Compostela – Deklaration“ erlassen, die den gedanklichen Ausgangspunkt und die Zielstellungen des Kulturstraßenprogramms formuliert und auch heute noch Gültigkeit besitzt. Gleichzeitig wurden die Pilgerwege nach Santiago de Compostela als erste Kulturstraße des Europarates anerkannt.

Die Deklaration stellt in den ersten Sätzen fest:

„Die menschliche Dimension von Gesellschaft, die Ideale von Freiheit und Gerechtigkeit und das Vertrauen in Fortschritte sind die Prinzipien, die während unserer gesamten Geschichte die verschiedenen Kulturen geformt haben, welche die besondere europäische Identität bilden.
Diese kulturelle Identität wurde und wird durch die Existenz eines europäischen Raumes ermöglicht, der eine kollektive Erinnerung trägt und von Straßen und Wegen durchkreuzt ist, die Entfernungen, Grenzen und Sprachbarrieren überwinden.“


20 Jahre nach dieser Geburt eines der wichtigsten Programme für kulturelle Kooperationen, an dem sich heute 49 Länder beteiligen, hat die französische Stadt Le Puy en Velay beschlossen eine große europäische Jubiläumskonferenz mit mehr als 250 Teilnehmern auszurichten.

Das Zusammenwachsen von Tourismus, Kultur und der Stätten europäischen Erbes ist seit Jahren eine der stärksten Tendenzen in touristischer Praxis. Ein neuer Ansatz, der sich auf lokale kulturelle Werte in Beziehung zur Dimension einer vielfältigen europäischen Identität stützt, fungiert als Basis für touristische Produkte, deren Erfolg von Tag zu Tag wächst. Das Ziel des Kolloquiums war in diesem Rahmen die bedeutende Geschichte europäischer Wege für die Konstruktion eines größeren Europa hervorzuheben und die Wichtigkeit von Verbindungen zwischen dem ‚Sich auf den Weg machen’ und den bereichernden spirituellen und ideellen Dimensionen sichtbar zu machen.

Die Konferenz hat diese Inhalte in 3 Bereichen thematisiert:

  • Die europäische Ethik und die Werte der Wege
  • Die Kennzeichnung, Sinngebung und Kommunikation der Wege
  • Steuerung und Verwaltung: ländliche und städtische Pilgerlandschaften
  • Forschung und Vermittlung von Wissen - Historiographie

Zwei der Höhepunkte waren dabei die Reden des Generaldirektors für Kultur, Kultur- und Naturerbe im Europarat, Robert Palmer und von Catherine Lalumière, frühere Vizepräsidentin des Europäischen Parlamentes und ehemalige Generalsekretärin des Europarates, die beide die Möglichkeiten der Kooperationsnetze der Kulturstraßen für die Schaffung einer Destination Europa hervorgehoben haben, die gleichzeitig in der europäischen Bevölkerung die Entwicklung eines Interesses am Anderen, die Stärkung einer gemeinsamen europäischen Identität als Einheit in der Vielfalt und die Schaffung eines toleranten Europa befördern können.

Die VIA REGIA war mit Vertretern aus Rivne (UA), Chateau Thierry (FR) und Erfurt (D) in Le Puy vertreten. Die Präsentation von Oleg Tychenko, Vertreter des Rivnensker Stadtrates war dabei von besonderer Bedeutung, da wir nach wie vor eine Hauptaufgabe darin sehen, den europäischen Osten stärker in das Kulturstraßenprogramm einzubinden.

Zum Abschluss der Veranstaltung hat eine internationale Jugendgruppe sich auf den Weg gemacht, die Deklaration von 1987 zu Fuß nach Santiago de Compostela zu bringen. Sie haben ihr Vorhaben in 7 Sprachen angekündigt - eine osteuropäische war noch nicht dabei.

Sobald die Redebeiträge der Konferenz veröffentlicht sind, werden wir Sie benachrichtigen.

Karline Fischer



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