Die VIA REGIA trug auch zur Ausbreitung von Seuchen bei
Manfred Beck vom Eisenacher Geschichtsverein verwies kürzlich auf einen Artikel in den „Blättern des Vereins für Thüringische Geschichte“ (Jg. 13 [2003], Heft 2)
zur letzten Pestwelle in Thüringen (1681 – 1684). Die Ausbreitung der Krankheit entlang der VIA REGIA von Leipzig über Lützen, Weißenfels,
Naumburg bis Erfurt sei an Hand von Ortschroniken sehr genau dokumentiert worden. Die damals ergriffenen Abwehrmaßnahmen lassen erkennen, dass auch
die Behörden den Personen- und Warenverkehr auf der Handelsstraße als Ursache für die Verbreitung von Seuchen erkannt hatten und entsprechende Quarantänezonen
einrichteten.
Im 16. Jahrhundert hatte man erkannt, dass sich die Ausbreitung der Pest durch konsequente Kontrolle der Reisenden an den Stadttoren eindämmen ließ.
So konnte sich die Stadt Erfurt durch ihre peniblen Kontrollen der Reisenden und das Verlangen von Gesundheitszeugnissen vor der Einschleppung der Pest in
den Jahren 1664 bis 1666 schützen. Jedoch war der Erfolg solcher Maßnahmen vielfach Glückssache, weil infizierte Ratten über Flüsse und Bäche in die
abgeschirmten Innenstädte eindringen konnten und es dadurch dennoch zur Ausbreitung der fürchterlichen Krankheit kam.
Eine später geprägte Gedenkmedaille gibt für Erfurt die Zahl der bei dieser Pest Verstorbenen mit 9.437 Personen an. Mehr als die Hälfte der Einwohner waren
in der kurzen Zeit von Juli 1682 bis Januar 1683 dem „Schwarzen Tod“ zum Opfer gefallen. Es sollte mehr als 100 Jahre dauern, bis die Stadt Erfurt um 1800
wieder die Bevölkerungszahl erreichte, die sie 1682 – vor dieser letzten Pest – gehabt hatte.
Alle späteren Pestepidemien haben Thüringen nicht mehr erreicht. In den mitteldeutschen Staaten waren wiederum sogenannte „Contagionsmandate“
(Contagion = Ansteckung) erlassen worden, die die Ausbreitung der Pest durch strikte Kontrollmaßnahmen und strenge Strafandrohung bei Nichtbefolgung
verhindern sollte. Dass damit allein die Ausbreitung der Pest wirklich verhindert wurde, ist fraglich. Vermutlich waren daran auch noch andere Faktoren
maßgeblich beteiligt.
zum Artikel „Die letzte Pest in Thüringen (1681 – 1684)“ von Peter Lange, Orlamünde und Thomas Nitz, Erfurt