Aus diesem Anlass finden in zahlreichen Städten, die mit seinem Wirken verbunden sind, Veranstaltungen statt. Zu diesen Orten gehört im VIA REGIA-Korridor auch Jena, wo Marx am 15. April 1841 an der Universität (in Abwesenheit) promoviert wurde. Hier wird unter dem Titel „Von Gespenstern und geteilten Himmeln. Ideen einer gerechten Gesellschaft nach Marx“ vom 3. bis zum 6. Mai ein "wissenschaftlich-künstlerisches Symposium zur Geschichte und Idee des Sozialismus“ durchgeführt. Dazu gehört die temporäre künstlerische Intervention im „La Dolce Vita“-Bereich des Einkaufszentrums „neue mitte“.
Zu Zeiten der DDR hat vor dem Hauptgebäude der Universität eine monumentale Marx-Büste gestanden, die 1992 entfernt und ins Depot gebracht wurde. Vom 3. bis zum 5. Mai wurde sie von dem Künstler Sebastian Jung aus dem Magazin geholt und im Rahmen der Aktion „einen Tag im Einkaufscenter mit Jenny und Karl Marx“ wieder aufgestellt (Foto). Die Kunsthistorikerin Verena Krieger findet den Ausstellungsort gar nicht so abwegig. „Einkaufszentrum und Imbissbuden sind sozioökonomisch relevante Orte, sie repräsentieren aber auch die künstlerische Dimension des kapitalistischen Warenumschlages“, sagte sie in ihre Würdigung der Intervention.
Auch an anderer Stelle wird heute an Marx erinnert. Im mdr-Radio gibt es täglich die Sendung „Augenblick mal“, ein Service der Kirchen in Thüringen. Heute hat Ralf-Uwe Beck von der evangelischen Kirche in Eisenach. u.a. folgende Gedanken geäußert: „Wer im Osten aufgewachsen ist, musste schon in der Schule seine Schriften lesen, mindestens das Kommunistische Manifest, hat seine Biografie gepaukt – und war es bald leid. Heute vor 200 Jahren ist er geboren: Karl Marx. […] Marx hat den Kapitalismus durchschaut. Das ist sein Verdienst. Sowjetunion und DDR haben ihn für ihre Ideologie benutzt. Das hat ihn uns verdorben. Dabei ist die Kritik am Kapitalismus so nötig wie zu Zeiten von Marx und Engels. In Eisenach wird gerade um den Opelstandort gekämpft. Der französische Konzern PSA, dem Opel gehört, riskiert den Standort. Auf wessen Kosten? Die der Belegschaft. Die wehrt sich, die Opelstandorte halten zusammen. Gewerkschaften, Politik und Region stehen auf, erinnern an Zusagen. Eigentum verpflichtet.
Hat der Profit das letzte Wort, geht als Erstes Menschenwürde verloren.
Ernesto Cardenal, katholischer Priester aus Nicaragua, der dort an der Revolution beteiligt und immer auf der Seite der Armen war, hat die Bibel und Karl Marx gelesen – und ist als Christ zum Marxisten geworden. Er sagt: ‚Der Kapitalismus ist eine Sackgasse. Er produziert eine unglaubliche Armut auf der Welt und zerstört unsere Lebensgrundlagen. Was wir brauchen ist eine Revolution des Evangeliums, eine christliche Revolution, die darin besteht, dass die Letzten die Ersten sein werden.’“