Die Via Regia in Hessen
Die VIA REGIA, die Königsstraße, des Reiches Straße oder die kaiserliche Geleitstraße. Die alte Handels- und Heerstraße, die
die mittelalterlichen Messestädte Frankfurt und Leipzig miteinander verband, hatte viele Namen. Die Herkunft des Namens ist
daher zu erklären, dass diese Straße unter dem Geleit- und Friedensschutz des Kaisers Friedrich I. (Barbarossa) stand und per
Dekret allen Reisenden auf dieser Straße sicheres Geleit zusicherte.
Anfangs schützten kaiserliche Geleitreiter die Handels- oder Reisegespanne vor Straßenräuberei, im Spätmittelalter wurden dann
kostengünstigere Geleitbriefe ausgestellt. Das Reisen über diese Geleitstraßen wurde ab dem Mittelalter zunehmend teurer, da
die fürstlichen Landeigentümer an ihren Landesgrenzen Zollstellen einrichteten und Wegzölle erhoben. Bei Leisenwald im Vogelsberg
ist noch ein Verbotsstein erhalten, der es "bei fünff Gulden Straff" verbot, die Straße ohne die Bezahlung des Wegezolls von 4 Schilling zu benutzen.
Die VIA REGIA oder auch Kinzigtalstraße löste ab ca. 1100 den bisher vorherrschenden Handelsweg, die Hohe Straße oder Antsanvia, ab.
Waren die uralten Handelswege noch Höhenstaßen entlang der Mittelgebirgskämme und Wasserscheiden, verlagerte sich der Waren- und Reiseverkehr
im Laufe der Jahrhunderte talwärts. Spätestens mit der Gründung Gelnhausens 1170 und dem Bau der Kaiserpfalz des Stauferkaisers Friedrich I.
(Barbarossa) verloren die Höhenwege ihre Bedeutung.
Neben der VIA REGIA durch das Kinzigtal führten noch zwei andere wichtige Straßenzüge von Frankfurt nach Leipzig und weiter nach
Schlesien und Prag, die überwiegend im 16. und 17. Jh. von Händlern genutzt wurden:
Einzelne Abschnitte der VIA REGIA hatten auch noch weitere Bezeichnungen, wie z.B. das östliche Teilstück zwischen Fulda über Vacha nach
Eisenach, das auch Antsanvia genannt wurde.
Der frühere Verlauf der VIA REGIA durch das Kinzigtal:
Frankfurt - Langenselbold - Gelnhausen - Wächtersbach - Salmünster - Steinau - Schlüchtern - Flieden - Fulda - Marbach - Hünfeld - Rasdorf -
Buttlar - Sünna - Vacha - Marksuhl - Eisenach - Leipzig
Noch heute weisen die alten Ortsnamen im Kinzigtal auf deren Lage an der einst wichtigen Handelsstraße hin, wie z.B. Steinau an der Straße.
Die engste Stelle dieser Handelsstraße war die Pfarrgasse/Haitzergasse in Gelnhausen. Hier ist die Straße nur drei Meter breit und die
Breite der Ladung hatte sich danach zu richten.
Hier befand sich an einem kleinen Haus der Vers:
"Von Leipzig an der Pleisse, bis Franckfurtt an den Main, wirds auf der gantzen Strasze die engste Stelle sein."
Auch die Torhäuser der Städte waren Engstellen und nicht selten mußte die Ladung ab- und nach der Durchfahrt wieder aufgeladen werden.
Nach der Ortsdurchfahrt Gelnhausen heißt die Straße heute noch "Alte Leipziger Straße".
Ab Neuhof führt die "Alte Heerstraße" durch den Wald weiter bis nach Fulda. Dort gabelt sie sich in den Ortesweg, der Fulda südlich umgeht,
und die Antsanvia.
In Vacha wurde die hier dreiarmige Werra über eine im Jahr 1186 erstmals erwähnte lange hölzerne Brücke überquert. Nach deren Zerstörung
1342 durch eine Jahrhundertflut wurde an dieser Stelle der Bau einer "ansehnlichen steinernen Brücken" mit 17 Bögen noch im gleichen Jahr
fertiggestellt. Viele Legenden wie die Bauopfersage verknüpfen sich mit der Brücke. So soll einst ein lebendiges Kind als Brückenopfer
eingemauert worden sein, da der mittlere Bogen zuvor immer wieder einstürzte. An dieser Stelle ist noch heute ein "Kopfstein" über dem
Eisbrecher zu sehen.
(Quelle: Christine Bub auf www.altstrassen-in-hessen.de)