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Erfurter Fürstenkongress

Napoleon empfängt den österreichischen Gesandten auf dem Erfurter Fürstenkongress. Festliche Tafel im großen Saal des Gouvernementgebäudes Vom 27. September bis 14. Oktober 1808 fand in Erfurt, gekrönt vom Treffen Kaiser Napoleons und des russischen Zaren Alexander I. der ERFURTER FÜRSTENKONGRESS statt. 38 mit Napoleon verbündete Herrscher Europas, unter ihnen drei Könige, trafen sich in der thüringischen Stadt, um eine Neuordnung Europas zu beraten. Erfurt, das zu dieser Zeit schon lange in wirtschaftliche, politische und geistig-kulturelle Bedeutungslosigkeit verfallen war, wurde dadurch für kurze Zeit zu einem Zentrum europäischer Politik.




Auch wenn Golo Mann – wohl zu Recht – dieses Ereignis in seinem Geschichtsbild deutlich marginalisiert: „Das Reich, das Napoleon sich aufgebaut hatte, mit seinen annektierten Provinzen, seinen Neben- und Vizekönigtümern, seinen Satelliten und Zwangsverbündeten, war eine Episode, die nimmermehr dauern konnte; ein närrisches Nebenprodukt von Gelegenheiten, die es schufen und die es auch wieder zerstörten".

Und obwohl der ERFURTER FÜRSTENKONGRESS – etwa im Verhältnis zum Wiener Kongress von 1814 und dessen Folgen in der europäischen Geschichte kaum Spuren hinterlassen hat und außerhalb der regionalen Erinnerung in der europageschichtlichen Forschung nur am Rande Erwähnung findet, und wenn, dann öfter mit dem Zusatz „berühmt-berüchtigt“, ist es lohnenswert, anlässlich des 200. Jubiläums an dieses Ereignis zu erinnern.

Der ERFURTER FÜRSTENKONGRESS war – unabhängig von der späteren historischen Entwicklung und seiner nachträglichen Bewertung – bereits zu seiner Zeit voller Widersprüche.

Am 4. August 1807 wurden durch ein Dekret Napoleons Erfurt (und Blankenhain) wegen ihrer militärstrategischen Bedeutung im Zentrum der besetzten deutschen Territorialstaaten zur „domaine réservé à l’empereur“, zur kaiserlichen Domäne, erklärt.

Napoleon begrüßt den russischen Zaren Alexander I. An dieser Stelle wurde später ein Gedenkstein errichtet (Napoleonstein) Diese besondere staatsrechtliche Stellung Erfurts war ausschlaggebend für die Wahl des Ortes, an dem sich Napoleon mit Alexander I.
nach der Begegnung in Tilsit vom 7. Juli 1807 erneut treffen wollte.

Der Vorschlag erging im April 1808 vom Kaiser an den Zaren.

Am 27. September 1808 hielt Napoleon gemeinsam mit Alexander I., den er in der Nähe von Linderbach zwischen Erfurt und Weimar empfangen hatte, unter dem Geläut der Glocken Einzug in Erfurt.

Die beiden Palais, in denen die Kaiser in Erfurt wohnten Die ehemalige Kurmainzische Statthalterei ist heute Sitz der Thüringer Staatskanzlei. Der Grande Salle im 1. Obergeschoss des Gouvernementsgebäudes, Barocksaal in der Thüringer Staatskanzlei Er selbst wohnte in der ehem. Kurmainzischen Statthalterei, die damals als Gouvernementspalast diente und heute die Thüringer Staatskanzlei ist. Der Zar residierte in dem ebenfalls heute noch erhaltenen Haus des Fabrikanten Triebel, Anger 6.

Wie es den Gepflogenheiten der Zeit entsprach, war nach außen hin der Kongress vor allem eine Fülle von Empfängen, Bällen und Theateraufführungen, vor deren Hintergrund im großen Eckzimmer des Gouvernementsgebäudes Kaiser und Zar unter Beteiligung ihrer Minister diplomatische Verhandlungen führten.

Herausragende Daten waren die 15 Aufführungen der „Comédie française“ im ehemaligen Ballhaus der Universität, das deshalb späterhin als „Kaisersaal“ bezeichnet wurde. Auf dem Spielplan standen Werke von Voltaire, Racine und Corneille mit symbolischen Anspielungen auf die Weltpolitik. Am 2. Oktober empfing Napoleon Johann Wolfgang v. Goethe, am 10. Oktober erhielt Christoph Martin Wieland eine Audienz beim Kaiser.

Am 8. Oktober 1808 wurde der preußisch-französische Vertrag gegen Österreich unterzeichnet.

Am 12. Oktober 1808 wurde die „Erfurter Konvention“ unterzeichnet, welche die französisch-russische Allianz konsolidieren sollte. Es erging ein Friedensangebot an England auf der Grundlage der bestehenden Verhältnisse, Zuerkennung der Donaugrenze an Russland, Reduzierung der Kriegskontributionen von Preußen auf 120 Mill. Francs
Napoleon Bonaparte auf dem Pont d’Arcole Der russische Zar Alexander I. Napoleon I. zu FontainebleauAm 14. Oktober reisten beide Kaiser aus Erfurt ab.

Trotz aller Kurzlebigkeit und Widersprüchlichkeit ist der ERFURTER FÜRSTENKONGRESS ein herausragendes und signifikantes Ereignis in der europäischen Geschichte. Außerdem ist für eine Bewertung dieser Zeit auch von Bedeutung, dass neben den Bündnissen und Gegenbündnissen der Fürsten in der Ära Napoleons entscheidende Grundlagen für die Entwicklung bürgerlicher Gesellschaftsordnungen in Europa gelegt wurden: die Einführung des Code Civil in den von Napoleon beherrschten deutschen Staaten, die Stein/ Hardenbergschen Reformen in Preußen oder die Reformversuche Speranskijs in Russland.



Mehr zum Fürstenkongress mit Veranstaltungsplan zum Jubiläum im September 2008:
www.erfurter-fuerstenkongress-1808.de


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