von Cand.-Ing. Torsten Lieberenz
Betreuer: Dr.-Ing. Hartmut Wenzel
Hochschule für Architektur und Bauwesen, Weimar 1995
(Auszug)
Der Verlauf der VIA REGIA von Erfurt nach Nermsdorf anhand von Meßtischblättern 1905 – 1936
Der auf den Meßtischblättern 4932 – 4934 dokumentierte Zustand für 1936 stimmt im Wesentlichen mit dem heutigen Zustand überein.
Zwischen Ollendorf und Buttelstedt sind 1936 noch einige Straßenstücken als Feldwege bezeichnet, die heute nur noch Ackergrenzen
bilden.
Heutiger Zustand:
Stadtgrenze Erfurt – Kerspleben: Die heutige Straße folgt dem historischen Verlauf.
Kerspleben – Töttleben: Die heutige Straße folgt dem historischen Verlauf.
Töttleben – Großmölsen: Der alte Verlauf südlich der heutigen Straße ist vollständig verschwunden.
Großmölsen – Ollendorf: Die heutige Straße folgt dem historischen Verlauf weitgehend und ist begradigt.
Ollendorf – Stedten – Buttelstedt: Der Überlandweg ist in Teilstücken als Feldweg oder Ackergrenze erhalten.
Buttelstedt – Nermsdorf: Die heutige Straße verläuft oberhalb des historischen Verlaufs.
Anhand der im Thüringer Hauptstaatsarchiv vorhandenen Flurkarten lässt sich der Straßenverlauf im untersuchten Streckenabschnitt
zwischen Erfurt und Nermsdorf nahezu lückenlos rekonstruieren. die Karten von Ottmannshausen zeigen den Zustand nach der
Separation in deren Verlauf die ungenutzten Straßenabschnitte auch als Besitzgrenzen verschwanden, was das Fehlen dieses
kurzen Teilstückes erklärt.
Die häufig auftretenden Flurnamen „An der Straße“, „Über der Straße“ und die Bezeichnungen „Die alte (Land-)Straße“,
„Die Heerstraße“ und „Die Militärstraße“ geben sicheren Hinweis auf Alter und Bedeutung der Straße.
Spurensuche 1995
Vom Ortsausgang Erfurt am Marienhof bis nach Kerspleben ist der heutige Straßenverlauf mit der historischen Trassenführung
identisch. Das Steinkreuz in der Kurve ist in seinem Standort historisch mehrfach belegt. Es hat Malteserkreuzform, mit nur
schwach nach außen verbreiterten Armen und gerundeten Umrißkanten.
Die heutige Straße von Kerspleben nach Töttleben folgt ebenfalls dem historischen Verlauf.
Ein möglicher früherer Verlauf, wie er auf der „Karte des ehemaligen Erfurtischen Gebietes“ (Ende des 15. Jh.) angedeutet ist,
könnte durch die Senke über die Anhöhe direkt nach Großmölsen geführt haben.
Von Töttleben bis Großmölsen ist die alte Straße im Zuge der Separation und der Begradigung der Gramme vollständig verschwunden.
Eine Baumgruppe markiert den historischen Kreuzungspunkt mit dem Weg nach Vieselbach. Vorbei am Kirchturm von Kleinmölsen
gelangt man auf einem Feldweg noch bis zur Gramme, der Standort der Alten Brücke ist nicht mehr sichtbar.
An einer Grabenüberfahrt aus LPG-Zeiten vor Großmölsen liegt ein alter, gut erhaltener Brückenbegrenzungsstein. Zwei weitere,
wahrscheinlich vollständige Steine gleicher Form sind in der Überfahrt über einem Betonrohr eingegraben. Der vierte Stein
ist möglicherweise auch mit verbaut worden. Fundort und Qualität deuten auf die Alte Brücke der Straße hin.
Von Großmölsen bis Ollendorf verläuft die heutige Straße zu Beginn etwas südlich der alten Trasse. Ein deutlicher
Geländeeinschnitt im Bereich einer Anhöhe auf halbem Wege kann durchaus schon durch die alte Straße entstanden sein.
Der Bau der neuen Brücke hat alle Spuren des Vorgängerbaues beseitigt.
Am oberen Ortsausgang von Ollendorf zweigt die alte Straße von der neuen Landstraße ab und führt leicht geradeaus feldeinwärts.
Der Schwung des alten Verlaufes ist an der Böschung in der Kurve des Abzweiges noch heute sichtbar.
Vor der Kirschplantage zweigt der heute noch genutzte Weg nach Hottelstedt ab. Vom Ende der Plantage bis kurz vor der Brücke
über den Wolfsbach zeigt nur der Feldrain noch den alten Straßenverlauf an.
Von der Brücke selbst ist ein Teil der alten Pflasterung erhalten.
Das Wegestück zwischen den Straßen nach Hottelstedt und Ottmannshausen ist gut erhalten und läßt die Zeiten erahnen, als hier
noch Wagen gemächlich entlang holperten und müde Läufer sich ein Schläfchen im Schatten der Bäume gönnten.
An der Kreuzung mit der Straße nach Ottmannshausen geht der Weg plötzlich verloren und taucht erst kurz vor Stedten wieder auf.
Die beidseitige Baumreihe lässt einen zentralen Straßenraum entstehen und verstärkt den Eindruck des „Hingeführtwerdens“ zum
nächsten Ort.
Hinter Stedten ist die alte Straße gänzlich untergepflügt. Einen Hinweis auf den Standort der alten Brücke geben die Steine,
die noch heute an einer Überfahrt am Angergraben liegen.
Hinter der Kreuzung von Ramsla nach Schwerstedt ist wieder ein Feldweg auf dem alten Straßenverlauf erhalten. Der Kirchturm
von Buttelstedt ist in der Ferne schon sichtbar. Doch der Schein trügt. Auf halber Strecke biegt der Feldweg nach links ab und
das folgende Stück bis zur Pappelallee vor Buttelstedt ist wiederum untergepflügt.
Auf der Flur „In Egypten“ ist der Verlauf der alten Straße für die Länge der Pappelallee wieder auffindbar, wenn auch etwas
zugewachsen, Der Wassergraben und die Hecke haben eine kleine Oase entstehen lassen mit Ringel- und Schlüsselblumen und Fröschen
im Gras.
In der Ferne ragt der Kirchturm vom Burgberg in Buttelstedt über das Tal der Scherkonde hinaus und kündigt die nächste Siedlung an.
Die kühle Luft im Schatten der Hecke entlang des Wassergrabens bietet eine willkommene Erfrischung auf dem heißen Überlandweg.
Am Lachengraben endet das kurze Stück Weg. Von hier aus führte die alte Straße geradeaus über das heutige Feld bis zur Verbindung
nach Schwerstedt, folgte der heutigen Straße ein Stück und erreichte Buttelstedt links der Straße im Bereich des ehemaligen
Eisenbahngeländes. Das alte Hospital stand am Ort des Güterladeschuppens.
In Buttelstedt sind vier Brückenbegrenzungssteine erhalten. Sie stehen heute je zur Hälfte vor der Feuerwehr als Lampensockel
und an der Wegkreuzung nach Nermsdorf. Sie stammen wahrscheinlich von der Brücke über die Scherkonde am Fuße der eneuen
Marktsiedlung. Die Steine sind von hoher plastischer Qualität. Das ursprüngliche Sinngefüge sollte wiederentstehen.
Hinter Buttelstedt zeigen eine Senke und zwei heute unbegründet am Straßenrand stehende Pappeln den alten Verlauf Richtung
Nermsdorf im Gelände an.
In der Flurkarte von Nermsdorf führt „die Straße“ vorbei an der Flur „Am Wetterkreuzchen“ in Richtung Niederreissen. Hier soll
die Reise zu Ende sein.