Gotha entstand südlich der Furt des Wiegwassers, durch die die VIA REGIA führte, und wuchs später nach Osten als planmäßige
Stadtanlage mit regelmäßig rechtwinklig verlaufenden Gassen. Auf die Existenz einer Kaufmannssiedlung deutet der ca. 1185
in der Jüdengasse vergrabene Gothaer Münzschatz hin. Um 1200 besaß die Stadt eine Steinmauer mit vier Toren und einer Pforte.
Vom Westen, von Eisenach, kam die Hohe Landstraße, überquerte den Fluß vor dem Brühler Tor und führte jenseits des Stadttores
am Spital Mariae Magdalenae (Brühl Nr. 4, das jetzige Gebäude wurde zwischen 1716 bis 1719 erbaut) vorbei zum heutigen Hauptmarkt.
Wo sich der Brühl zum Hauptmarkt hin öffnet, wurde der erste Markt gehalten. Die topographische Entwicklung der Kaufmannsstadt
hat vom Brühl ihren Ausgang genommen.Als älteste Häuserblöcke sind die zwischen Brühl (dort befindet sich das älteste Haus der
Stadt „Zum König Sal[omon]“) und Jüdengasse, die auf den Anteil der Juden an der Stadtbildung verweist, zu betrachten.
Eine Parallelstraße zur VIA REGIA, die von Fulda nach Schmalkalden abzweigte, erreichte Gotha im Südwesten. Diese Straße
aus dem Thüringer Wald über Friedrichroda und Sundhausen führte durch das Sundhäuser Tor in die Stadt und verlief am
Augustinerkloster vorbei weiter durch die Jüdenstraße zum Hauptmarkt. Am unteren Hauptmarkt trafen die beiden Wege aus
Frankfurt am Main, der über Eisenach und der über Schmalkalden, aufeinander. Von hier führte die VIA REGIA über den
west-östlich ausgerichteten Neumarkt durch das Erfurter Tor weiter nach Erfurt.
Von Eisenach kommend, konnten die Kaufleute, die ihre Waren nicht in Gotha feilbieten wollten, die Stadt im Norden auf
einer Parallelverbindung umfahren. Wahrscheinlich nutzten sie dabei die Straße, die noch heute in Gotha Hohe Straße heißt.
Mit dem Anschluß Gothas an die Thüringische Eisenbahn und dem Bau des Bahnhofes 1847 gestalteten sich die innerstädtischen
Verkehrsströme neu. Nach dem Fall der Stadtbefestigung Anfang des 19.Jh. verlief die VIA REGIA vom Erfurter Tor nach
Siebleben nicht mehr über den Hohen Sand, sondern über die August-Straße und die Friedrichs-Allee, die heutige
Justus-Pertes-Straße.
Quellen:
Kamen Pawlow: „VIA REGIA – die Königsstraße oder Hohe Straße in Thüringen; Eine kleine Zeitreise“
in: „VIA REGIA – Königsstraße oder Hohe Straße“, Ausstellungskatalog des Europäischen Kultur- und Informationszentrums in
Thüringen, Erfurt 1998;
Handbuch der Historischen Stätten Deutschlands – Thüringen
Herausgegeben von Dr. Hans Patze, Alfred Kröner Verlag 1989
Bild:
Der Verlauf der historischen
VIA REGIA durch Gotha auf
einer Darstellung im Museum
für Regionalgeschichte